Ist denn schon wieder Weihnachten? Jedenfalls sei es recht schwierig, Mitte November einen echten Weihnachtsbaum zu bekommen, erzählte Jutta Failing am Samstag den 18. November den wenigen Besucher/innen, dieum 19.00 trotz Dunkelheit, Kälte und Starkregen den Weg ins Heimatmuseum gefunden hatten. Die Sonderausstellung, “Famose und kuriose Kinder- und Jugendbücher” geht in die weihnachtliche Verlängerung. Sie ist an jedem Sonntag geöffnet, außerdem zum letzten Mal am zweiten Weihnachtsfeiertag, jeweils von 15 – 17.00 Uhr.
Zu den Puppenkochbüchern werden auch Puppenherde ausgestellt. In ihnen konnte man mit Esbit* – Tabletten richtiges Feuer machen.
*) Erich Schumms Brennstoff in Tablettenform
In früheren Weihnachten – selbst erlebt von einigen Anwesenden – gab es vor allem neue Kleidungsstücke. Spielzeug wie z.B. ein Puppenhaus oder eine Holzeisenbahn, wurde vom Boden geholt, etwas aufgefrischt und unter den Baum gestellt . Im Laufe des Winters verschwand es wieder. Ein Buch war schon etwas Besonderes. “Bücher sind Freunde, die stets Zeit für uns haben” sagt Otfried Preußler (der im Oktober 2023 100 Jahre geworden wäre). Ein Beispiel für ein Buch, das vor allem Freude bereiten sollte, ist das Buch “König Nussknacker und der arme Reinhold” vom Struwwelpeterautor Heinrich Hoffmann aus dem Jahre 1851. Der Nussknacker stellt dem kranken Reinhold im Traum alle erzgebirgischen Holzfiguren vor. Am nächste Morgen ist Reinhold gesund und findet alle Figuren unter dem Weihnachtsbaum.
Wie es im Weihnachtszimmer im Laufe von 45 Jahren von 1900 bis 1945 aussah, wird durch das Buch “Deutsche Weihnacht” illustriert. Familie Wagner machte in jedem Jahr ein Foto von sich, dem Baum und dem Gabentisch.
Aber Weihnachten enthielt auch immer das Böse, nicht nur Christkind und Weihnachtsmann. Gemeinsam mit dem Heiligen Nikolaus erschien der Krampus (süddeutsch) oder Knecht Ruprecht (norddeutsch). Auch er hatte einen Sack dabei, aber nicht mit Geschenken. Nein, in diesen Sack steckte er die unartigen Kinder, meistens nachdem er sie mit seiner Rute verhauen hatte. Die Ausstellung zeigt auch einige Bücher, die diese schwarze Pädagogik vertreten. Die Struwwelliese wird in den Keller gesperrt; und dem fernsehssüchtigen Frank erscheint der Fernseher des Nachts und zwingt ihn zum Dauerfernsehen, und das durchaus schmerzhaft.
Struwwelliese erschreckt die Köchin und wird dafür zur Strafe in den Keller gesperrt. Eine bis in die 1970er Jahre durchaus verbreitete Strafe (heute fehlen in vielen Häusern die Keller).
Die folgenden Fotos, die im Museum an der Wand hängen, sind typisch: Wer eine Kamera hatte, machte zu Weihnachten ein Foto. Auch in meinem Album befindet sich eines aus dem Jahre 1932. Mein Onkel hat dann die Bilder selber entwickelt.
Die Fotos oben dürften vom Anfang der 1970er Jahre stammen. Da begann der Siegeszug der Farbfilme. Bei der mittleren Karte wurde ein Schwarz-Weiß-Foto mit der Hand nachkoloriert. Es wirbt für einen Belichtungsmesser.
Das links gezeigte Buch hat wenig mit Weihnachten zu tun. Der Heimatverein Rodheim – Bieber weist darauf hin, dass dieses Buch des aus Bieber stammenden Erich Weil beim diesjährigen Weihnachtsmarkt am Stand des Heimatvereins gekauft werden kann. Dort gibt es auch die beliebten Jahreskalender. In dem fürs Jahr 2024 dreht sich alles um die Bieberlies.
Fotos und Repros Eveline Renell