Fortsetzung des Beitrages vom 28. Januar 2021
Renell: Wo liegen die Schwerpunkt Ihrer Arbeit?
Hellmann: „Die Gesellschaft hat immer noch ein negatives Bild vom Altern oder von alten Leuten an sich. Dem möchte ich durch meine Arbeit etwas entgegensetzen. Seniorenarbeit ist selbst im Bereich der sozialen Arbeit nicht sehr geschätzt, in Filmen z.B. ist diese Altersgruppe unterrepräsentiert. Ältere Frauen sind es nochmal besonders.”
Ich versuche, die alten Menschen zu bestärken und Möglichkeitsräume zu eröffnen, die für sie gerade in der bestimmten Lebenssituation wichtig sind, in der wir uns begegnen. Ziel ist es, dass sie ihr Leben möglichst selbst bestimmt bewältigen.
Hellmann: Es handelt sich bei den Älteren aber um keine homogene Gruppe, die sich durch Gebrechlichkeit auszeichnet. Die Älteren sind in ihren Wünschen, Interessen und Potentialen doch so verschieden, wie sie es während ihres ganzen Lebens waren. Sie sehen sich als aktiven Teil der Gesellschaft, sie möchten am Gemeinwesen teilhaben. Ziel ist es, dass sie ihr Leben möglichst (wieder) selbst bestimmt bewältigen.
Herr Hellmann macht Gruppen- und Einzelfallberatung, z.B. Unterstützungsmaßnahmen., die dem jeweiligen Leistungsvermögen angemessen sind.
Er organisiert Bildungs- und Begegnungsangebote und deckt Versorgungslücken auf.
Er veranstaltet Themen gebundene Nachmittage, mit Vorlesungen, kurzen Vorträgen, Musik…Wichtig ist ihm, dass die Beiträge und Inhalte einen Bezug zur Lebenswelt, zur Zeit- und Lebensgeschichte der Senior*innen haben oder auch Orientierung und Handlungsfähigkeit zu wichtigen Fragen bieten. Es ist immer auch ein aktivierendes Angebot, bei denen die Teilnehmerinnen persönlich gefordert sind wie z.B. Gedächtnistraining oder Biografie schreiben und Austausch über Lebensthemen wie „Meine erste Liebe“. Dabei wird über die selbst erlebte Zeitgeschichte gesprochen.
Von der Aktion “Gut behütet” gibt es ganz viele Fotos. Ich finde sie so schön, dass ich vorschlage, daraus Memory-Karten herzustellen. Oder ein Poster, oder eine Fotogalerie für die diversen Biebertaler Senioreneinrichtungen – oder sogar für die Kitas?
Bei jedem Nachmittag, an dem man sich in größerer Runde – im großen Saal des Bürgerhauses – trifft, gibt es Tanzen im Sitzen zur Mobilisierung, dann Kaffee und Kuchen. Bei den Menschen, die sich hier zusammenfinden, handelt es sich um über 50 Frauen, die zumeist ihre Partner verloren haben und 2-3 Männer. Die Altersstruktur liegt bei ca. 75 Jahren und aufwärts.
Fotos: 1 Eveline Renell, alle übrigen Ludger Hellmann