Johann Georg Wille wurde den 5. Nov. 1715 in der sogenannten Obermühle, 1/2 Stunde von Königsberg unweit Gießen, geboren.
Sein Vater war der Müller Johann Philipp Wille und seine Mutter Elisabethe Christine, geborene Zimmermann.
Schon als Schulknabe zeichnete er, ohne die geringste Anweisung, mit Kohlen, Tinte und Bleistift gut und machte Portrait von treffender Ähnlichkeit. So zeichnete er einst auf dem Stubenboden eine Schlange so naturgetreu, dass die Eintretenden, in der Meinung, es seye eine wirkliche, erschrocken zurückprallten.
Als ältester Sohn wurde er zu dem Geschäfte seines Vaters bestimmt, dem er aber so wenig Geschmack abgewinnen konnte, dass ihn sein Vater, unwillig darüber, und ohne Rücksicht auf seine Anlagen zum Zeichnen, nach Gießen zu dem Büchsenmacher Wittmann in die Lehre schickte.
Er machte hier bedeutende Fortschritte, und grub in die Schlösser der Gewehre mancherlei Figuren ein, die wegen ihrer Feinheit und Richtigkeit vielen Beifall sich erwarben. Er vertauschte nachher dieses Geschäft mit der Kunst des Uhrmachers, die er zu Dietz und Dresden erlernte.
Für sein Künstlertalent war der Aufenthalt in Dresden besonders wichtig.
In Straßburg lernte Wille den Kupferstecher G. Fr. Schmidt kennen, begleitete denselben, 1736, nach Paris, und trat mit demselben in enge Freundschaftsverhältnisse.
Er lebte hier blos der Kupferstecherkunst, jedoch ohne alle Unterstützung seines Vaters, der ihn für einen ungeratenen Sohn hielt, gewann aber Anfangs so wenig dabei, dass er sich oft mit trocknem Brote genügen musste.
Er fand besonders bei dem Portraitsmaler Rigaud alle Unterstützung, die er nachher selbst jedem jungen talentvollen Künstler angedeihen ließ.
Nach langem Kampf mit widrigen Verhältnissen, lieferte er das Brustbild des Marschalls von Belleisle, welches eine seiner ersten Arbeiten war, die aber durch die meisterhafte Ausführung den Grund zu seinem Glücke legte. Später stach er die berühmtesten Gemälde der flammändischen und holländischen Schule und lieferte eine zahlreiche Menge vortrefflicher und geschätzter Kunstwerke, und sein Ruf in Frankreich und Teutschland war allgemein.
Seinem Bruder hatte er nach und nach alle seine Meisterwerke geschickt und ein großer Teil befindet sich auch noch jetzt in den Händen seiner Nachkommen.
Im Jahr 1761 wurde Wille Mitglied der Pariser Akademie.
In der Revolution verlor er sein bedeutendes Vermögen (gegen 800.000 Franken – 370.000 Gulden) und wäre fast selbst ein Opfer der Revolution geworden, wäre sein Sohn nicht General der Pariser Nationalgarde gewesen.
Napoleon dann ernannte ihn zum Ritter der Ehrenlegion und nahm ihn als Mitglied in das Institut der Wissenschaften und Künste auf.
Wille zeichnete sich hauptsächlich durch die sanft abgestufte Haltung seiner Töne und die Festigkeit und Zierlichkeit seines Grabstichels in Darstellung von Stoffen und Gewändern aus.
Von seinen vielen Schülern, die er bildete, sind namentlich Rode, Schmutzer, Zinck, von Meckel, Preisler, Inguf, Schulze, Barvick zu nennen.
Er hatte sich in Paris verheiratet, hatte zwei Söhne, von welchen der ältere, Peter Alexander, 1748 geboren, ein vorzüglicher Zeichner war.
Wille ist den 5. April 1808 in einem Alter von 92 Jahren, 5 Monaten gestorben. Er wurde im Pantheon zu Paris beigesetzt.
Quelle: https://giessen-radelt.weebly.com/tour-28-keltentour.html
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